040 51125-0 info@ik-h.de

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Chronische Darmentzündung: Morbus Crohn, Colitis ulcerosa

Die umfassende Diagnostik und gezielte Therapie von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn und Colitis ulcerosa) gehören zu unseren klinischen Schwerpunkten am Israelitischen Krankenhaus. Unsere Patienten profitieren von umfassenden Behandlungskonzepten gemäß aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

In Deutschland leiden derzeit annähernd 300.000 Menschen an Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Die meisten Betroffenen erkranken zwischen dem 20. und dem 30. Lebensjahr. Doch auch im Kindes- und Jugendalter oder im höheren Erwachsenenalter kann das chronische Leiden ausbrechen. Pro Jahr behandeln wir am Israelitischen Krankenhaus 400 bis 500 Patienten mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung.

Morbus Crohn

Der Morbus Crohn ist eine meist schubweise verlaufende Entzündung, die einen oder mehrere Abschnitte des Verdauungstrakts vom Mund bis zum After betreffen kann. Die meisten entzündlichen Prozesse treten aber im Dünn– und Dickdarm auf. Typische klinische Zeichen sind Durchfälle und/oder Bauchschmerzen. Die Entzündung umfasst alle Schichten des Darms. Sie kann die Bildung von Gängen (Fisteln, insbesondere um den Analkanal) verursachen, die sich in das benachbarte Gewebe ziehen und in denen sich Eiter ansammeln kann (Abszess). Bei einigen Patienten erreichen diese Fisteln benachbarte Organe oder bilden Kurzschlussverbindungen zu anderen Darmabschnitten. Darüber hinaus können infolge der chronisch vernarbenden Entzündung Verengungen (Stenosen) entstehen, die die Passage des Stuhls durch den Darm erheblich behindern können.

Colitis ulcerosa

Anders als bei einem Morbus Crohn beschränkt sich die Entzündung bei einer Colitis ulcerosa bei 95 Prozent der Betroffenen auf den Dickdarm und betrifft einen zusammenhängenden Bereich, der am Analkanal beginnen kann. Sie befällt ausschließlich die Schleimhaut als oberste Darmschicht. Typische klinische Zeichen sind oft blutige Durchfälle und Schmerzen im Zusammenhang mit dem Stuhlgang.

Da die Symptome beider Erkrankungen aber sehr ähnlich sind, lassen sie sich trotz dieser feinen Unterschiede nicht in jedem Fall exakt unterscheiden (Colitis indeterminata: nicht genau zu bestimmende Darmentzündung).

Bei beiden Erkrankungen können die Betroffenen auch unter Entzündungen außerhalb des Darms (extraintestinale Manifestationen) leiden (Gelenke, Haut, Augen, Leber).

Unser Ziel ist es, eine für die individuellen Beschwerden und die persönliche Situation optimal geeignete Therapie zu entwickeln. Deshalb erfassen wir zunächst im Rahmen unserer umfangreichen Diagnostik die genauen Ursachen und die spezifische Ausprägung der Erkrankung.

Der Spiegelung des Darmes (Endoskopie) kommt in der (Erst-) Diagnostik eine besondere Bedeutung zu. Die Fachärzte am Israelitischen Krankenhaus verfügen über Erfahrung aus über 8000 Endoskopien pro Jahr und einer apparativen Ausstattung der modernsten Gerätegeneration mit:

  • HDTV (High Definition Television: hochauflösende, besonders scharfe Monitorbilder)
  • Chromoendoskopie (endoskopisches Verfahren, bei dem auffällige Gewebebereiche der Darmschleimhaut gefärbt werden, um diese Areale präziser zu beurteilen)
  • Narrow Band Imaging (NBI/Schmalbandbildgebung: optisches Verfahren zur exakteren Darstellung von Gefäßen und Gewebestrukturen)
  • Videokapsel-Endoskopie
  • Endosonografie (insbesondere des Analkanals bei Fisteln)
  • Doppelballon-Enteroskopie (bei besonderen Fragestellungen im Dünndarm, etwa endoskopischer Stenosebehandlung)

Auf der Grundlage Ihrer Untersuchungsergebnisse, die wir zunächst in Ruhe mit Ihnen besprechen, stimmen wir das weitere therapeutische Vorgehen mit Ihnen ab. Wir legen bei Ihrer Behandlung vor allem auf folgende Ziele großen Wert:

  • Eindämmung eines akuten Ausbruchs der Entzündung durch eine Akut-Therapie
  • Abklingen der gesamten Entzündung durch eine dauerhafte Basis-Therapie mit möglichst langer Erhaltung von beschwerdefreien Zeiträumen (Remissionserhalt)
  • Operationen mit Entfernung von Darmanteilen nur, wenn dies unvermeidlich ist
  • Kontrolle möglicher Begleiterkrankungen wie beispielsweise:
    • extraintestinale Manifestationen (entzündliche Beschwerden außerhalb des Magen-Darm-Trakts)
    • Ernährungsmängel/Blutarmut
    • Fisteln (krankheitsbedingt gebildete Verbindungsgänge zwischen dem Darm und umliegendem Gewebe/anderen Organen, in denen sich Eiter sammeln kann)
  • Ernährungstherapie und psychologische Betreuung in schweren Erkrankungssituationen sind wichtige Bestandteile eines ganzheitlichen Behandlungskonzepts, die sämtlich am Israelitischen Krankenhaus angeboten werden
  • Wir nutzen moderne, hochwirksame Medikamente, deren Einsatz wir nach Schwere der Erkrankung, vorhandenen Komplikationen der Erkrankung und individuellen Unverträglichkeiten sorgfältig auswählen, vorbereiten und besprechen.
  • Mechanische Komplikation wie narbige Stenose werden – wann immer möglich und sinnvoll – endoskopisch beispielsweise durch Ballondilatation behandelt.

Wenn wir Ihre Beschwerden mit den beschriebenen endoskopischen und/oder medikamentösen Möglichkeiten nicht ausreichend lindern können, stehen qualifizierte Experten der Chirurgischen Klinik am Israelitischen Krankenhaus mit allen modernen Verfahren zur Verfügung. Aufgrund unserer besonderen Spezialisierung und Erfahrung sind Sie auch bei einer vollständigen (totalen) oder teilweisen (subtotalen) Dickdarmentfernung (Teilentfernung des Dickdarms, bei der das Rektum/der Mastdarm erhalten bleibt) mit Anlage eines Dünndarmpouch (einer Art Beutel aus Teilen des unteren Dünndarms, der unter Erhaltung des Schließmuskels mit dem Analkanal verbunden wird, um einen künstlichen Darmausgang zu vermeiden) bei unseren Operateuren in den besten Händen.

Mehr über unsere operativen Möglichkeiten erfahren Sie hier.