Risikomanagement
Zur medizinischen Versorgung mit höchster Qualität gehört nach unserem Selbstverständnis am Israelitischen Krankenhaus die größtmögliche Sicherheit für unsere Patienten. Mithilfe unseres modernen Risikomanagements reduzieren wir deshalb alle erfassbaren Gefahrenpotenziale auf ein Minimum. Ihre Sicherheit als Patient unserer Klinik basiert vor allem auf folgenden drei Säulen:
- umfassendes Qualitätsmanagement
- konsequente Planungen und Umsetzungen zur Hygiene im Krankenhaus
- ein zukunftsorientierter Umgang mit der Therapiesicherheit in der Arzneimittelverordnung
Qualitätsmanagement
Seit 1997 initiiert und unterstützt unsere Qualitätskommission am Israelitischen Krankenhaus Projekte, die die Abläufe im Krankenhausalltag verbessern sollen. Mehrfach wurde unser umfassendes Qualitätsmanagement aller Planungs- und Behandlungsprozesse durch externe Gutachter zertifiziert.
Sehr wichtig ist uns dabei eine effiziente Fehlerkultur, bei der wir insbesondere auch die kritischen Rückmeldungen unserer Patienten berücksichtigen. Wir denken, diesem Anspruch mit folgenden Maßnahmen gerecht zu werden:
- vorbildliches Management von Patientenbeschwerden, das bereits zweimal zertifiziert wurde
- Etablierung von CIRS (Critical Incident Reporting System) im Jahre 2014. CIRS ist ein ursprünglich für die Luftfahrt entwickeltes System, bei dem jeder Mitarbeiter ein kritisches Ereignis, das möglicherweise schwerwiegende Folgen hätte haben können – auch anonym – melden kann. Im ersten Jahr haben unsere Fachleute ca. 40 solcher Meldungen analysiert, bearbeitet und die fraglichen Prozesse gegebenenfalls verbessert
- Etablierung eines Systems zur Erfassung von Zwischenfällen, Ereignissen und Komplikationen (ZWEK), in dem wir alle Ereignisse innerhalb unserer Abteilungen dokumentieren und analysieren, die von den vorgegebenen Prozessen abweichen. Mit diesem System können wir zum Beispiel die Häufigkeit von Komplikationen in der Endoskopie (Verfahren zur inneren Untersuchung und bei Bedarf Behandlung von Hohlorganen) auswerten. Unsere ersten Auswertungen belegen den Erfolg unseres Risikomanagements, denn sie zeigen, dass es am Israelitischen Krankenhaus dabei deutlich seltener zu einer Komplikation kommt als an anderen Kliniken
Hygienekommission
Jedes Krankenhaus muss hygienebeauftragte Ärzte ausbilden und eine Hygienekommission etablieren. Insbesondere im Bereich Hygiene geht unser Anspruch aber über diese gesetzliche Pflicht hinaus. 2007 entschied unsere Klinikleitung, das Israelitische Krankenhaus an den strengen und sehr erfolgreichen Hygienevorgaben des holländischen Gesundheitssystems auszurichten. Zu diesem Zweck arbeiten wir eng mit dem Hygieneinstitut des Universitätsklinikums Münster zusammen. Zu den daraus abgeleiteten Maßnahmen gehört es unter anderem, unsere Patienten bereits bei der Aufnahme auf MRSA zu untersuchen (MRSA sind besonders antibiotikaresistente Hautkeime, die schwere Erkrankungen auslösen können). In einem Zeitraum von acht Jahren haben wir durch dieses Vorgehen nur insgesamt drei mögliche Übertragungen von MRSA beobachtet. Mehr über unser MRSA-Screening erfahren Sie hier.
Neben dem Screening ist für dieses herausragende Ergebnis unser konsequentes hygienisches Handeln Voraussetzung, das sich auch in anderen Bereichen auszahlt: In den vergangenen Jahren haben sich zunehmend antibiotikaresistente Keime entwickelt, die im Magen-Darm-Trakt beheimatet sind und unter der Abkürzung MRGN (Multiresistente gramnegative Erreger) zusammengefasst werden. Die Zahl der Infektionen mit MRGN ist am Israelitischen Krankenhaus ausgesprochen klein. Seit 2008 sind bei uns keine Infektionen ausgebrochen, die auf einen der folgenden Keime zurückzuführen sind:
- MRGN
- durch Antibiotika begünstigte (antibiotikainduzierte) Clostridium-difficile-Infektionen (Darmentzündung mit schweren Durchfällen)
- Norovirus (hochansteckender Erreger, der eine akute Magen-Darm-Erkrankung auslöst)
Wir sind der Überzeugung, dass dieser außerordentliche Erfolg dem konsequenten und verantwortlichen Beachten unserer strikten Hygieneregeln durch jeden einzelnen unserer Mitarbeiter zu verdanken ist.
Arzneimittelkommission
Seit 1997 trägt unsere klinikeigene Arzneimittelkommission am Israelitischen Krankenhaus zur bestmöglichen Behandlungssicherheit für unsere Patienten bei. Die Fachleute dieser Kommission widmen sich insbesondere folgenden Aufgaben:
- Bewertung und Etablierung neuer Medikamente
- Festlegung von Qualitätsstandards in der Behandlung von Erkrankungen
Ein Beispiel ist unser interner, regelmäßig überarbeiteter Antibiotikaleitfaden, mithilfe dessen unsere erfahrenen Fachärzte Antibiotika je nach Art der Infektion genau abgestimmt auf die individuellen Voraussetzungen jedes unserer Patienten und unter Berücksichtigung der spezifischen Resistenz von Keimen, die wir in unserem mikrobiologischen Labor nachgewiesen haben, einsetzen können.
Uns ist der verantwortungsvolle Umgang mit Antibiotika sehr wichtig. Umso mehr freut es uns, dass wir unsere Patienten aufgrund der geschilderten Hygienemaßnahmen erfolgreich behandeln können, ohne auf sogenannte Reserveantibiotika (Antibiotika mit schweren Nebenwirkungen, die eingesetzt werden müssen, wenn besser verträgliche Antibiotika wegen einer Resistenz nicht mehr helfen) zurückgreifen zu müssen. Wir lassen unsere Arzneimittelverordnungen auf den Stationen regelmäßig durch eine externe Fachapothekerin überprüfen. Das wurde im Rahmen unserer Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001:2008 im Jahre 2015 als besonderer Qualitätsstandard hervorgehoben.
Es ist uns sehr wichtig, unseren Patienten eine sichere Arzneimitteltherapie zu gewährleisten und das Risiko einer Unverträglichkeit zwischen unterschiedlichen Wirkstoffen zu minimieren. Da vor allem im Bereich der Medizinischen Klinik viele Patienten zu uns kommen, die bereits bei ihrer stationären Aufnahme zahlreiche unterschiedliche Medikamente einnehmen müssen, und da das Risiko einer Unverträglichkeit mit jeder weiteren Verordnung steigt, überprüfen wir mithilfe eines speziellen Computerprogramms (RpDoc) die verordneten Medikamente gezielt und umfassend auf Unverträglichkeiten und/oder unerwünschte Wechselwirkungen (Interaktionen) und passen die individuelle Medikation bei Bedarf an.
Darüber hinaus können wir jedem unserer Patienten bei der Entlassung aus dem Israelitischen Krankenhaus seinen individuellen, für ihn verständlichen und eindeutigen Medikationsplan ausdrucken, den der Hausarzt als Basis für die weitere Therapie verwenden kann. Seitdem unsere Klinik dieses Computerprogramm nutzt, ist der Arzneimittelverbrauch auf den Stationen der Medizinischen Klinik um fast ein Drittel gesunken – ein klarer Beleg für unseren bewussteren und verantwortungsvollen Einsatz von Medikamenten.